Zweite erfolgreiche FLOW-Beprobung des Gembdenbaches mit vorläufigen Ergebnissen

Liebe NaturfreundInnen,

nach etwa zweieinhalb Monaten haben wir den Gembdenbach im Rahmen des Flow-Projektes erneut untersucht. Es gab großartiges Wetter, tolle Unterstützung vom Campingplatz Jena und ein Klavier von Klavierbau Kuntze. Die KSJ Jena hatte für uns sogar noch die Wiese gemäht, sodass wir problemlos unser Zelt aufbauen konnten.

Unsere Messungen und Untersuchungen haben einige Unterschiede und Überraschungen im Vergleich zum letzten Mal hervorgebracht.

Die Strukturgüte hat sich in der Zwischenzeit erwartungsgemäß nicht großartig verändert. Wir haben wieder die gleichen 100 Meter des Baches untersucht. Der Gembdenbach ist weiterhin grobmaterialreich, mit schwach geschwungener Laufkrümmung und von vielen Kleingärten umgeben. 

Bei den chemisch-physikalischen Parametern gab es allerdings große Veränderungen. Bei unserer letzten Beprobung hatten wir eine Lufttemperatur von 5 °C und eine Wassertemperatur von etwa 6 °C. Jetzt waren es sonnige 26 °C und der Bach hatte sich auf 17,5 °C aufgewärmt. Das hat direkte Auswirkungen auf den Sauerstoffgehalt und die Sauerstoffsättigung. So liegt der maximale Sauerstoffsättigungswert bei 6 °C bei etwa 12 mg/L, bei 17 °C aber nur noch bei 9.3 mg/L. Wir haben etwa 7 mg/L Sauerstoffgehalt gemessen, was etwa 75 % Sättigung entspricht. Die Nitratkonzentration war wieder im mäßig belasteten Bereich. Diesmal haben wir jedoch eine übermäßig hohe Konzentrationen an Phosphat gemessen. Die gemessenen Werte deuten auf eine Belastung mit Düngemitteln hin, was die Eutrophierungsgefahr stark erhöht. Dies sind keine guten Bedingungen für die noch kommenden heißen Tage im Sommer. Der Wasserstand wird wahrscheinlich weiter zurückgehen und die Wasserqualität noch schlechter werden. Dies kann dann für einige Wasserbewohner kritisch werden. Deshalb gilt seitens der Stadt Jena nun auch ein Verbot zur Entnahme von Wasser aus dem Gembdenbach.

Bei den Wasserbewohnern, vor allem dem Makrozoobenthos, haben wir ebenfalls deutliche Veränderungen festgestellt. Dieses Mal waren Bachflohkrebse mit etwa 90 % Anteil mit Abstand die häufigste Art. Bei unserer letzten Untersuchung waren es nur etwa 60 %; weiterhin hatten wir über 400 Eintagsfliegenlaven (Ephemeroptera Baetis rhodani) gefunden. Bei dieser Beprobung fanden wir nur noch eine handvoll Eintagsfliegenlaven. Auch haben wir einige Arten gefunden, die für eine mäßige Wasserqualität sprechen (z. B. die Schmetterlingsmücke Diptera Psychodidae gen. sp. und den Schlammröhrenwurm Oligochaeta Tubifex sp.). Daneben konnten wir uns wieder über eine Auswahl von Köcherfliegen freuen und auch eine Steinfliege (Plecoptera Perlodes sp.) war wieder mit dabei. Auch eine Prachtlibelle war zu beobachten. Wir konnten sogar live zusehen, wie kleine Tierchen aus Eiern schlüpften, die wir zuvor im Gembdenbach gefunden hatten. Leider konnte keine/r der Anwesenden bestimmen, um welche Tiere es sich handelt.

Wenn ihr eine Idee habt, was das sein könnte, dann schreibt uns gerne an!

Wir werden den Gembdenbach auf jeden Fall weiter im Auge behalten und freuen uns schon auf die nächste FLOW-Gewässeruntersuchung. Ein großer Dank an all die fleißigen Hände, die diese Kleinstgewässeruntersuchung möglich gemacht haben!

– Veit

3 Gedanken zu „Zweite erfolgreiche FLOW-Beprobung des Gembdenbaches mit vorläufigen Ergebnissen

  1. Hallo FLOW -Team Jena , ich habe mir gerade eure beiden gut geschrieben Berichte über die beiden Beprobungen des Gembdenbach durchgelesen.Habe eure Beprobung heute kurz beim FLOW -online Jahresmeeting gesehen.Vielleicht kann ich euch mit ein paar Info’s zu euren Beprobungen, was ich so auf den Bildern sehen konnte,weiterhelfen. Auf Grund der verschiedenen Ergebnisse zwischen April zum Juni ist klar zu ersehen,das ihr eine Eintagsfliegen bzw.Steinfliegenfauna habt die eine Hauptemergenz hat zwischen April und Mai. Grund ist das der Bach immer ab Juni Temperaturen über 15 Grad Celsius autweißt. Darauf sind gewisse Plecoptera und Ephemeroptera Arten eures Baches eingestellt, das sie emergieren bevor die Wassertemperaturen dauerhaft über 15 Grad betragen.Warum,auf euren Bildern sieht man Perlodes microcephala und Isoperla sp.Beide Steinfliegengattungen benötigen hohe Sauerstoffsättigungswerte des Wasser da sie keine zusätzliche Kiemen(Büschel) besitzen wie andere große bzw.mittlere Steinfliegengattungen.Gleichfalls aber auch ein Hinweis das eine gewisse Frischwasserzufuhr durch kältere Grundwasser -einströmung in den Bach stattfindet( ohne dieses könnte Perlodes microcephala nicht dauerhaft überleben. Leuctra sp.die ihr gefunden habt hat zb.eine Emergenz im Spätsommer/Herbst.Daher habt ihr eine gut ausgewogene ,auf die Gewässersituation angepasste,Stein-Eintags-Köcherfliegenfauna mit 2 Hauptemergenzzeiten im Frühjahr und im Spätsommer/Herbst. Beste Grüße D.Borrmann aus Apfelstädt/Thüringen und wünsche euch weiterhin viel Freude und spannende Augenblicke bei euren Aktivitäten

    1. Hallo Dominik, vielen Dank für die wertvollen Info’s zu unseren Erhebungen. Ein weiterer, auch die Wassertemperatur beeinflussender Grund der zeitigen Emergenz der Plectopteren und Ephemeropteren mag die im Frühsommer einsetzende, geringe Wasserführung des Gembdenbachs sein (in manchen Jahren fällt der Bach oberirdisch sogar temporär in einzelnen Abschnitten trocken). Mit abnehmender Wassermenge steigt auch die Konzentration gelöster Nährstoffe, das Wasser erwärmt ich schneller und bindet somit weniger Sauerstoff… also gleich mehrere ungünstige Faktoren, denen diese empfindlichen Tiere ausweichen. Mit Problemen hinsichtlich der Abflussmenge hat meines Kenntnisstands nach ja auch die Apfelstädt zu kämpfen. Beste Grüße in Richtung der Drei Gleichen, Roland

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