Projekt: Lebendiger Gembdenbach

Überglücklich und mit großem Stolz blicken wir auf das dritte Oktoberwochenende zurück. Drei Jahre Saaletreff-Arbeit wurden dank der Mithilfe von Dr. Ludwig Tent und Tobias Otto inklusive seines Teams belohnt: Wir haben unser erstes Workshop-Wochenende durchgeführt. Höhepunkt war das Einbringen von Kies in den Gembdenbach.

Zur Vorgeschichte: Der Angelverein Jena-Süd e. V. besitzt ein Bruthaus und bewirtschaftet vier Aufzuchtsbäche für Bachforellen in und um Jena: den Ammerbach, den Gembdenbach, die Leutra in Maua und die Stadt-Leutra. Jedes Frühjahr werden kleine, im Bruthaus erbrütete Jungforellen in die Bäche ausgesetzt. Im Spätherbst finden in den Pachtgewässern Elektrobefischungen statt. Kleine Bachforellen werden in die Saale umgesetzt, während die größeren Exemplare ins Bruthaus kommen, wo sie als Laichfische für die nächsten Generationen von Bachforellen sorgen sollen. Diese Prozedur ist notwendig, da die Bachforelle durch Klimawandel und den mangelhaften Zustand der vom Menschen stark beeinflussten Fließgewässer in ihrer natürlichen Fortpflanzung beeinträchtigt ist. Auch wir vom Saaletreff haben das Ökosystem Bach im Blick. In der jüngeren Vergangenheit haben wir vor allem am Gembdenbach Veranstaltungen durchgeführt – darunter Müllsammelaktionen sowie mehrere Gewässerbeprobungen im Rahmen des flow-Projekts.

gemeinsame Müllsammelaktion mit der Kita Sternschnuppe
Teilnehmende an der flow-Untersuchung am Gembdenbach

Für viele Lebewesen, egal ob es sich dabei um Fische oder Insekten handelt, besteht die Notwendigkeit eines intakten Kieslückensystems. Durch Kanalisierung, fehlende Mäandriermöglichkeiten und Querbauwerke sind unsere Fließgewässer jedoch stark eingeschränkt. Der Klimawandel sowie Flächenversiegelungen in den Flußauen sorgen zudem für sehr schnelle Wechsel zwischen Hoch- und Niedrigwasser – keine guten Bedingungen für unsere schützenswerten Ökosysteme. Um einem unserer kleinen Bäche mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, haben wir daher das Projekt “Lebendiger Gembdenbach” ins Leben gerufen.

Geplant und umgesetzt wurde ein zweitägiger Workshop mit Theorie- und Praxisteil. Um einen inhaltlichen Einstieg in das praktische Vorhaben am Samstag zu ermöglichen, kamen am Freitag die beteiligten Akteure mit Vorträgen zu Wort. Fischereibiologe Axel Brucker stellte das Projekt “Lebendiger Gembdenbach” vor und gab einen Überblick über die Aktivitäten des Angelvereins Jena-Süd und des Saaletreff. Im Vortrag von Karsten Schmidt, dem Präsidenten des Verbandes für Angeln und Naturschutz Thüringen e. V., ging es um die Arbeit des VANT mit Fokus auf dessen Naturschutzprojekten, während Julia von Gönner vom UFZ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung das von ihr betreute flow-Projekt resümierte. Es folgte eine Vorstellung des Gewässerunterhaltungsverbandes Untere Saale/Roda durch Tobias Otto. Nach einer Pause mit leckerem Essen und vielen netten Gesprächen kamen wir zum Höhepunkt des Abends: Dr. Ludwig Tent von der Edmund Siemers-Stiftung hielt seinen Vortrag mit dem Thema “Lebendigere Bäche und kleine Flüsse. Viel Lebensraum für wenig Geld – instream-Restaurieren”. Hier einige Eindrücke des Abends, gesehen durch die Kameralinse unseres Freundes und Unterstützers Peter Runkewitz:

Der folgende Samstag war für uns so etwas wie der wichtigste Tag des Jahres. Der Plan war, ab 8 Uhr die im Wirkungskreis der geplanten Maßnahme befindlichen Fische mittels Elektrobefischung zu “evakuieren” und im Anschluss unserem Ehrengast Dr. Ludwig Tent bei der Kieseinbringung über die Schulter zu schauen. Mit etwas Zeitverzögerung ging es los.

Beim Abfischen zeigten sich vier Fischarten. Nachdem die Bachforellen, Stichlinge, Schmerlen und Elritzen in Richtung der Mündung des Gembdenbachs umgesetzt waren, konnte die Kieseinbringung starten. Hier noch einige letzte Bilder unmittelbar vor der Maßnahme:

Und dann ging es los!


Eine Woche später: Dass Gewässer eine Eigendynamik haben, ist bekannt. Trotz geringer Niederschläge von insgesamt circa 20 Litern pro Quadratmeter überraschte uns dennoch die Geschwindigkeit, mit welcher der Kies vom Wasser weitertransportiert wurde. Ein Großteil war nun aus der Kurve in die sich anschließende Gumpe “gerutscht”.

Drei Wochen später: Der Kies ist aus dem unteren Kurvenbereich fast vollständig in die nächste Gumpe transportiert worden. Auch im oberen Bereich wurde einiges an Kies bewegt.

Wie geht es nun weiter? Zum jetzigen Stand lässt sich sagen, dass wir im ständigen Austausch mit Dr. Ludwig Tent und Tobias Otto sind und bereits über die weiteren Schritte beratschlagen. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Wir danken: Dr. Ludwig Tent (Edmund Siemers-Stiftung, salmonidenfreund.de), Tobias Otto und Tobias Sperrhacke (Gewässerunterhaltungsverband Untere Saale/Roda), Julia von Gönner (UFZ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sowie flow-Projekt), Karsten Schmidt (Verband für Angeln und Naturschutz Thüringen e. V.), Peter Runkewitz (Fotograf), Dr. Evgeni Bratovanov (Paradiespilze), Dr. Per Zemke (Leiter Bruthaus des Angelvereins Jena-Süd e. V.), Stephan Luck (Vorsitzender Thüringer Sportfischer Lobeda e. V.) sowie allen Beteiligten an der Umsetzung der Veranstaltung!

Ludwig, wir danken dir!!!

dein/euer Benjamin und Hannes vom Saaletreff-Team

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