Wie bewege und verhalte ich mich am Wasser?

Dein Verhalten am Wasser bestimmt über kurz oder lang deinen Erfolg beim Fischen. Ein Tag gleicht nie (!) dem anderen. Auch am gleichen Gewässer, an der gleichen Stelle und auch nicht bei ähnlichen Umwelteinflüssen. Warum? Im Einzelnen beziehe ich mich hier auf das Fischen mit der Fliege, da diese Methode meinem persönlichen Verständnis für kleinere Gewässer am ehesten entgegenkommt. Parallelen zum Fischen mit der Spinnrute sind allerdings erkennbar. Das ist in meinem Sinne!

Als erstes habe ich für euch ein paar grundlegende Fragen und Situationen herausgesucht:

1. Sonniges oder trübes Wetter?

2. Wassersituation: hoch – normal – niedrig, trübe oder klar?

3. Gegen die Sonne oder mit der Sonne im Rücken angeln?

4. Gegen den Wind oder mit Windunterstützung angeln?

5. Fische ich stromauf oder stromab?

6. Fische ich vom Ufer oder watend im Wasser?

Jede Situation bedingt spezielle Verhaltensweisen. Dabei sind unterschiedliche Bedingungen zu erfüllen. Selbst, wenn der Zielpunkt gut anzuwerfen ist, sollte man vorher (!) überlegen, ob man den Wurf evtl. von einer anderen Position oder aus einer anderen Richtung ausführt. Das ist entscheidend, wenn man die Fliege stromauf oder stromab führen oder anbieten möchte.

Als erstes zeige ich euch dieses Bild und bringe zwei Fakten zum Nachdenken:

  • es ist reichlich Platz vorhanden für einen “ordentlichen” Wurf zum Standort “deines” Fisches
  • hast du die Fische bemerkt, die hastig davongehuscht sind, als du dich deiner scheinbar optimalen Wurfposition genähert hast?

Einen überworfenen Fisch wirst du in der nächsten Zeit nicht fangen. Er flüchtet, warnt und verschreckt seine Artgenossen in der näheren Umgebung. Diese sind für dich ebenfalls vorerst nicht mehr ansprechbar.

Hier kommt man ans Wasser und sieht eine “Brücke” aus Felsstücken. Es sind einige mögliche Standplätze zu erkennen.
An diesem Platz findest du viele größere Steine, flacheres und tieferes Wasser, schnellere und langsamere Passagen. Teilweise kein Platz für einen Rückwurf… Aber Fisch ist vorhanden – garantiert!

Es ist manchmal nicht leicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Ein paar grundlegende Hinweise, die sich bei mir bewährt haben:

  • Versuche, nicht jeden Fisch fangen zu wollen.
  • Gehe am Wasser systematisch vor.
  • Der Fisch steht meist näher, als du denkst.
  • Zuerst die ufernahen Bereiche befischen. Danach “darfst” du dich am Ufer zeigen.
  • Unterdrücke möglichst den Drang zum ständigen Köder- bzw. Fliegenwechsel.

Dann fängst du deine Fische. Auch in schwierigen Strecken.

Jetzt einige Beispiele:

1.

Lautes Wasser – es dämpft deine Geräusche, aber du bist nicht unsichtbar.

Bei klarem Wasser aus der Deckung heraus das Ufer abfischen. Dann kann man etwas näher kommen. Die Situation erfassen, kurze und präzise Würfe in die Strömungstaschen im Nahbereich. Im Anschluss auch die Strömungstaschen am anderen Ufer.

Sofort anschlagbereit sein!

2.

Ruhiges Wasser. Vorher beobachten, um mögliche Einstände zu erkennen.

Ruhige und sorgfältig geprüfte Bewegungen. Pass auf, wohin du trittst. Auch im Wasser können Stolpersteine lauern. Schräg stromab eine kurze Drift (3-5 Sekunden), um einen erspähten Fisch die Fliege zu servieren. Der Fisch sieht hier zuerst die Fliege und wird nicht durch die Schnur erschreckt. Vorher aber das Ufer abfischen, sonst ist wieder alles umsonst, da die verschreckten Fische alle anderen gewarnt haben. Ist ein Fisch erst einmal erschreckt oder gewarnt, wird er deutlich misstrauischer sein.

3.

Fischen auf der “anderen Seite” – hinter der Hauptströmung – kann dich “verstecken”.

Relativ kurze Würfe, möglichst nur die Fliege im Wasser, evtl. die Fliege etwas abbremsen. Achtung! Dabei sollte die Fliege möglichst nicht (!) seitlich wegdriften. Konzentriert und anschlagbereit sein und bleiben.

Jetzt kommt der Hauptpunkt meiner persönlichen Angelei: eine Pause! Eine Erfrischung und für ein paar Sekunden die Augen schließen. Das wird sehr oft belächelt, ist aber meiner Meinung nach entscheidend für einen erfolgreichen Tag am Wasser. Nur, wenn du entspannt und konzentriert an deinem Flussabschnitt unterwegs bist, erkennst du möglichst viele der “Stolpersteine”, die dir im Wege sein können.

Das sind einige der “Knackpunkte”, die ich leider selber manchmal nicht beachte.

Die Fische und der Fluss sind überhaupt nicht mitfühlend. Die Strafe für unsere Lässigkeit kommt sofort.

So, das soll es erst einmal wieder gewesen sein.

euer Eberhard Scheibe – der Tenkara Ebs

3 Gedanken zu „Wie bewege und verhalte ich mich am Wasser?

  1. Ein toller Artikel! Vielen Dank dafür.
    Ich habe nun einen ersten Eindruck bekommen, wie du am Wasser vorgehst.
    Mich würde interessieren, wie du deine Fischerei in Abhängigkeit vom Wetter, Sonnenstand, Jahreszeit, Gewässer und Wasserstand veränderst?

    Viele Grüße,
    Benjamin

    1. Vielen Dank für Deine freundlichen Worte. Deine Frage ist verständlich und nachvollziehbar. Aus meiner Sicht ist sie allerdings im Groben schnell beantwortet. Der einzige Unterschied zwischen Fließ- und Stillwasser (für mich) ist das fast völlige Fehlen einer klar erkennbaren Strömung im Stillwasser. Diese bewegt das Futter zu den Fischen. Die Fische müssen in jedem Fall fressen. Sie finden ihr Futter je nach Gewässer an unterschiedlichen Stellen und zu unterschiedlichen Zeiten. Ich orientiere mich an dem verfügbaren Futter für die Fische. Dies variiert je nach Jahreszeit in Form von Arten und Größe. Das ist ebenfalls der Grund, weshalb bei mir die Köder nur in groß-klein – hell-dunkel unterschieden werden. Dabei spielt für mich das Wetter und der Sonnenstand eine geringe Rolle. Der Fisch ist dort, wo er Futter findet! Nur je nach Wetter und Jahreszeit variieren diese Plätze. Da hilft nur beobachten und etwas Logik, denn auch ein Fisch schaut nur ungern in die pralle Sonne und ein Wasserinsekt schlüpft nicht bei Frost oder extremer Hitze. Das bringt mich zu dem Schluß, im Sommer eher Früh und Abends und im Winter eher Mittags zu fischen….. wenn man aktive nach oben orientierte Fische beangelt. Sollten diese Möglichkeiten nicht fruchten, bleibt nur das Fischen mit Methoden, mit denn man ein Gewässer fast fischleer machen kann. Dies ist nicht in meinem Sinne und ich werde mich (hoffentlich verständlicherweise) dazu nicht weiter äußern.

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