Kleine Fließgewässer mit der Fliege zu befischen, ist scheinbar sehr einfach: “Am Ufer entlang gehen und in die erkennbaren tiefen Stellen oder Löcher eine schwere Nymphe reinwerfen und schon hat man etwas gefangen.” Viele Angler machen das so. Wer jedoch immer nur an den sogenannten “guten Stellen” angelt, welche oft auch total überlaufen sind, wird auf die Dauer nur mäßigen Erfolg haben. Meiner Meinung nach geht das auch anders. Schaut Euch das folgende Bild einmal genauer an. Im Frühsommer an der Schwarza aufgenommen. Eine unscheinbare Stelle. Aber dort ist Fisch! 90 % der Angler sehen und wissen es nicht: Überall, wo in einem Versteck ein Fisch reinpasst, ist auch meist einer.
Ich habe einem Bekannten die Situation erklärt und in seinem Beisein drei Forellen dort gefangen. Eine hinter und eine vor (!) dem Stein oben links sowie eine weitere links neben dem rechten Stein.
Selbstverständlich sollte man sich vorsichtig und leise verhalten sowie Licht und Schatten beachten. Beachtet man die Strömungsverhältnisse, welche für den Weg des Futters verantwortlich sind, sieht oder ahnt man schon, wo die Fliege landen sollte. Also übt fleißig, damit Ihr euer Ziel auch trefft.
Das nächste Bild ist für Experten. Manchmal geht es auch beim Fischen nicht ohne Physik. Zwischen den beiden Teilströmungen ist eine scheinbar ruhige Stelle. Doch dort existiert eine Gegenströmung, welche entgegen der Hauptströmung in die Richtung des Schwalles zurück läuft!
- Daher steht der Fisch mit dem Kopf entgegen dieser Nebenströmung und muss von der Seite angeworfen werden.
- Nur die Fliege (!) driftet völlig frei stromauf (!) auf den Fisch zu.
- Da der Fisch nach “unten” schaut, sieht er den Angler sofort und warnt den Rest seiner Kameraden. Passt man nicht auf, sind die Erfolgsaussichten dahin!
Mit meiner Tenkara-Rute habe ich es geschafft. Schaut sie euch an! Das hier ist eine “verkehrt herum” stehende Forelle aus der Gegenströmung:
An der Fliege kann es nicht gelegen haben, denn dieses super-simple Modell habe ich den ganzen Nachmittag gefischt:
Die Fliege aus sicherer Entfernung serviert und sauber geführt. So hat man auch bei wenig Wasser und scheuen Fischen oft eine wirkliche Chance auf Erfolg.
Wenn man vor dem möglicherweise überhasteten ersten Wurf etwas nachdenkt und ein wenig genauer hinsieht, ist vieles machbar.
An dieser Stelle sind viel Raum und unterschiedliche Strömungsverhältnisse zwischen mir und der Fliege (sie treibt völlig frei unten rechts in der Ecke des Bildes).
Häufig ist es von unschätzbarem Vorteil, wenn die Fliege zuerst landet und maximal 5-10 cm Vorfach mit auf dem Wasser liegen. Das ist nach etwas Übung kein Hexenwerk.
In diesem Zeitlupen-Video demonstriere ich das für euch.
Die vorgestellten Stellen in diesem Beitrag befische ich meistens mit meiner Tenkara-Rute. Damit fällt es mir leichter, bestimmte Techniken anwenden zu können.
Gelegentlich verwende ich eine Standard-Fliegenrute. Diese ist ein wenig modifiziert: Auf dem Bild unten habe ich eine 3 m lange Rute Klasse 3 und ein 5 m langes Vorfach im Einsatz. So ist es eher möglich, einen Großteil der Schnur vom Wasser fern zu halten.
So Leute, ihr seht: Ganz so einfach ist es also doch nicht.
Wenn ihr das nächste Mal an eure Lieblingsstellen geht, probiert doch einmal die eine oder andere neue Technik aus. Es würde mich freuen, zu hören, ob meine Hinweise für euch hilfreich waren.
Vielleicht klappt es und wir versuchen unser Glück einmal gemeinsam an einem unserer schönen Gewässer hier in Thüringen.
Ein kräftiges “Petri Heil!”
Euer Eberhard Scheibe der Tenkara Ebs
2 Gedanken zu „Mit der Fliege an kleineren Fließgewässern“
Hallo Eberhard, das mit den “verkehrt herum” stehenden Forellen ist ein interessanter Tipp! Was ist denn das für ein Knoten auf dem Bild mit der Fliege in der Hand, wenn ich fragen darf? Grüße
Hallo Alfred, es freut mich, wenn der eine oder andere Hinweis hilfreich ist. Meine Fliegen binde ich mit dem ORVIS- oder auch Becker-Knoten an. Der ist gleichermaßen für Monofil oder Fluorocarbon einsetzbar.