“Wann?”, “Wo?”, “Wie?” und das “Warum?”
Als Fliegenfischer gibt es einiges zu beachten, wenn man am Wasser Erfolg haben möchte. Man hat sich mit der Technik vertraut gemacht, das Werfen klappt auch schon ein wenig. Freunde sind befragt, die regional gängigen Fliegen sind besorgt. Ab ans Wasser und rein mit der Fliege! Das Ergebnis des Tages: Ernüchternd! Die Folgetage sind kaum besser, der erste Frust ist in Reichweite. Warum fängt man auch mit einer bewährten Fliege nichts? Um es vorwegzunehmen: Meist ist tatsächlich Fisch vorhanden.
Hier sind ein paar Basis-Fehler, die man vermeiden sollte:
- Falsche Zeit
- Die Fische schwimmen scheinbar ziellos umher. Es sind keine Aktivitäten erkennbar. Probiere es stattdessen, wenn Insekten schlüpfen oder die Fische unter Wasser Nahrung aufnehmen. Die Größe der Imitation sollte zu den vorkommenden Beutetieren passen.
- Manchmal ändert sich der Wasserstand. Bei steigendem Wasser “verdünnt” sich der Anteil des Futters im Fluss. Das bedeutet sinkende Chancen.
- Flacher Wasserstand: Sehr flaches und klares Wasser bedeutet fehlende Deckung für Fisch und Fischer. Die Fische sind sehr schreckhaft. Sie verstecken sich in Unterständen und an Plätzen mit höherem Sauerstoffgehalt.
- Falscher Ort
- Leicht erreichbare Standorte, auch solche, an denen sich Fische gerne aufhalten, sind häufig überfischt und sehr stark von deinen anderen Angelkollegen begangen. Probiere es dort, wo das Gras nicht platt getreten ist oder auch mal an Stellen, wo fast jeder sagt: “Da steht garantiert kein Fisch!”
- Sonne oder Schatten? Auch Fische schauen nicht gerne direkt in die Sonne. Wasserinsekten schlüpfen lieber im Halbschatten. Suche Stellen, wo sich Licht und Schatten treffen.
- Falsche Technik
- Verhalten am Ufer: Lautes Herangehen ans Ufer und mangelnde Deckung “melden dich an”. Dein Schatten fällt aufs Wasser oder du wirst von der Sonne angestrahlt (stehst sozusagen im Rampenlicht).
- Präsentationsfehler: Spritzen und Platschen beim Wurf sind die Fisch-Scheuchen überhaupt. Man sollte dies möglichst vermeiden. Mein Standort, um zu werfen, ist genauso wichtig wie der Standplatz des Fisches. Werfe ich mit oder gegen den Wind? Stromauf oder stromab? Treibt die Fliege richtig? Der Köder sollte so abtreiben, als wäre kein Vorfach dran.
- Fehlwürfe und Hänger: Wind oder kleine Zweige können den schönsten Wurf verderben. Regelmäßiges Training, um das gewünschte Ziel zu treffen, ist sehr wichtig, besonders wenn du wenig Platz hast. Vor allem der Wind ist zu beachten.
Und warum das alles?
Die oben angeführten Fakten sollte man immer als Einheit betrachten. Viele scheinbare Kleinigkeiten spielen am Wasser zusammen. Es liegt nicht immer an der falschen Fliege oder an der falschen Stelle, wenn man wenig Erfolg hat. Ruhiges Verhalten am Wasser ohne störende Geräusche macht vorhandene Fische nicht misstrauisch. Ist der Wasserstand “normal”, fühlen sich die Fische wohl und fressen auch meist gut, weil sie ihr Futter an den “gewohnten” Stellen finden und nicht suchen müssen. Vor dem eigentlichen Angeln sollte man beobachten, welche Verhältnisse vorherrschen: Strömung, Wasserstand, Wetter, Temperatur, Insektenvorkommen und deren Aktivitäten. Manchmal hilft ein Wechsel der Methode oder der Ausrüstung. Mein Tipp: Leichteres Gerät, um anders zu fischen. Ein, zwei Schnurklassen niedriger oder Tenkara. Die Möglichkeit, seine Fliege so präsentieren zu können, dass auch ein scheuer Fisch sie ohne Argwohn nimmt, sollte man stets als “Trumpf im Ärmel” haben.
Übung macht den Meister
Um möglichst viele Situationen meistern zu können, ist regelmäßiges Üben unerlässlich. Sucht euch einen Platz, an dem ihr in Ruhe verschiedene Varianten und Methoden testen könnt. Doch vergesst nicht: Häufiger Fliegenwechsel als scheinbarer Ausweg wird euch auf Dauer nicht weiterhelfen.
Ich hoffe, diese kleinen Tipps helfen euch weiter. Bei Fragen oder Unklarheiten meldet euch gerne und ich werde versuchen, euch zu helfen.
euer Eberhard Scheibe – der Tenkara Ebs